Bericht zur VGP bei Bildstock
Als frisch gebackene, junge und unerfahrene Richterin ist es etwas Besonderes, wenn man zu einer VGP zum Richten eingeladen wird. Die Einladung erfolgte spontan, aber es passte perfekt und ich bin -obwohl ich andere Rassen führe- Mitglied im Weimaraner Klub Saar – Pfalz. Besonders und bittersüss war, dass ich in diesem Revier vor einigen Jahren meinen ersten Hund, eine Drahthaarhündin, selbst VGP geführt habe, die ich gerade erst habe gehen lassen müssen. Es war eine interessante Mischung zwischen Heimspiel und Aufregung.
In der Pfalz Prüfung führen heisst auch, dass Brigitte Colling die Prüfung perfekt organisiert, es fehlt an gar nichts, vom Lunchpaket bis zum Abendessen ist alles vorbereitet. Auch die Reviere sind jedes Jahr wieder ein Highlight.
Unsere kleine Schlachtenbummlertruppe bestand aus zwei Deutsch Drahthaar und einem Weimaraner, samt ihren aufgeregten Erstlingsführern.
Wie immer ist eine VGP eine Prüfung, die ihre ganz eigene Magie entfaltet, nur schon allein, weil man so lang zusammen unterwegs ist und genug Zeit zum Austausch bleibt. Aber wer es bis zu dieser Prüfung geschafft hat, wer seinen Hund bis zu diesem Punkt geführt hat, der hat schon viel gewonnen. Das habe ich als Hundeführerin auch schon oft gedacht. Die Schweissarbeit war bei allen drei Kandidaten etwas wackelig, es gab hier und da einen Abruf, aber am Ende wurde das wunderbar gemeistert. Wenn man mit Richteraugen hinterher gehen darf, sieht man die Schwierigkeiten der Teams nochmal aus einer ganz anderen Perspektive, selbst – das gebe ich ungeniert zu- bin ich keine gute Hundeführerin auf Schweiss und ich konnte auch viel für mich lernen beim Zuschauen.
Die Magie und die Schwierigkeit der VGP besteht für mich auch besonders daraus, dass die Hunde auf den Punkt höchste Leistungen zeigen müssen und dies über zwei Tage und dann wieder in ihren Hundeboxen Ruhe finden sollen. Unsere Prüflinge haben das nach den Schweissfährten perfekt geschafft. Nach den «grossen Fächern» hat sich unsere Schlachtenbummlerei durch alle Anforderungen der Waldfächer gearbeitet, hier und da unterbrochen durch eine kleine Pause, umsetzen der Autos. Der geneigte Hundeführer kennt das Prozedere und als Richterin wuchs in mir auch ein Stolz darauf, dass ich so gut abgeführte Hunde richten durfte. Aber die VGP kommt nie ohne Tränen und unerwartete Ereignisse aus, irgendeinen «Das hat der noch nie gemacht!»-Moment gibt es immer an einer Stelle. Leider war unser «Das hat der noch nie gemacht!»-Moment ein tragischer. Beim letzten Fach des Tages, kurz vorm Eindunkeln und dem allgemeinen Tenor, dass wir das noch schaffen werden, kam der grosse Drahthaarrüde ohne den Fuchs auf der Schleppe zurück. Der Schleppenzieher hatte aber klar kommuniziert, dass dieser aufgenommen worden war.
Ratlosigkeit in der Richtergruppe, bis der Schleppenzieher anrief. Wir stiefelten also als Richtergruppe los, als junge Richterin habe ich schon auf dem Weg einige Vermutungen angestellt, was wohl passiert sein könnte…..bis wir vor dem verscharrten Fuchs standen. So etwas hatte auch unser erfahrener Richterobmann noch nie gesehen. Auch die junge Hundeführerin konnte kaum glauben, was passiert war. «Totengräber sind von der Prüfung sofort auszuschliessen», das Verdikt ist glasklar. Als Richtergruppe war es für uns alle trotzdem schwer, niemand mag einen Menschen scheitern sehen, den man über den Tag begleitet hat und mit dem man auch mitgefiebert hat.
Mit schwerem Herzen ging es also in den Abend und für uns Richter in eine bestimmt bessere Nacht, als für die Prüflinge.
Der nächste Tag sollte uns -Magie der VGP- zwei dicke Überraschungen bieten. Unsere beiden verbliebenen Hunde zeigten eine Wasserarbeit beim Stöbern, die ihresgleichen suchte (und dann eben im anderen Hund fand). Zwei Mal in einer Prüfung eine 4h am Wasser vergeben, das hat man nicht aller Tage.
Das Wasser war aber perfekt, durch den vielen Regen stand es hoch, der Schilf war dicht und die Wasserfläche schön eingefasst. Ausserdem hatte es sich eine Ente darauf gemütlich gemacht, die nicht daran dachte, ihren Platz zu räumen. Schon beim ersten Hund liess sie sich erst schwer aus dem Schilf drücken, flog dann auf die andere Seite und der Hund konnte eine perfekte Wasserarbeit zeigen. Suchenglück und Suchenpech liegen so nah beieinander. Auch der zweite Hund konnte von den Schwimmspuren profitieren und zeigte eine energische, vom Finderwillen geprägte Stöberarbeit ohne Ente. Ein absolut wundervolles Bild und das gleich zwei Mal hintereinander.
Ich möchte mich, als junge Richterin bedanken, dass ich diese Prüfung begleiten und mit richten durfte. Es war eine grosse Ehre und eine bittersüsse Erinnerung daran, wie viel Mut es braucht, sich auf diese grosse Herausforderung vorzubereiten und diese durchzuziehen.
Alicia Junker